Geotechnik Exkursion 2024
Exkursionsbericht: Milena Bauersachs

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Ende Oktober feierte die Exkursion am Institut für Geotechnik ihr Comeback mit drei Tagen voller spannender Baustellen und Bauwerke. Jede einzelne Station der Exkursion war gefüllt mit interessanten Projekten und Einblicken in verschiedenste Bauverfahren.

Der erste Halt auf unserer Exkursion war das Pumpspeicherkraftwerk in Forbach, das schon seit mehr als 100 Jahren existiert. Das Pumpspeicherkraftwerk hat eine Gesamtleistung von 71 Megawatt und sorgt damit für einen CO2-freien Strom für 30.000 Haushalte. Eine hervorzuhebende Besonderheit dieses Pumpspeicherkraftwerkes ist die Verwendung eines Fischaufzuges, anstelle der gewöhnlich genutzten Fischtreppen.

Hier bekamen wir zwei verschiedenen Perspektiven rund um das Kraftwerk. Bei der Führung durch einer der vier im Bau befindlichen Speicherkavernen (siehe Abbildung 1, Link zur Abb: Pumpspeicherkraftwerk Forbach | HIC-Engineering.de) bekamen wir fast alle Bauabläufe rund um den Sprengvortrieb zu sehen. Während unseres Aufenthalts Untertage konnten wir die Arbeiten zum Lockern, Abtragen und Sichern des Gesteinsmaterials beobachten. Das Lockern erfolgte durch Sprengungen in der Ortsbrust. In Abbildung 2 werden die Löcher für die Sprengladungen gebohrt, um abschließend das Material heraussprengen zu können. Das Abtragen des Ausbaumaterials, das Schuttern, erfolgte mit Baggern und Lastwagen. Nach erfolgreicher Abtragung wurden die Tunneldecke und -wände (die Firste und die Ulme) mit Spritzbeton ausgebaut und mit Felsnägeln gesichert. Vielen Dank an Herrn Dennis Wettels und das Team von Porr für die Führung.

Anschließend erhielten wir eine Führung durch das Turbinenhaus, das zum Rudolf-Fettweis-Werk (RFW) der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) gehört. Zu sehen waren die teilweise bis hundert Jahre Elemente zur Stromerzeugung, wie die Francis- und Pelton-Turbinen und die oberirdische verlaufenden Druckrohrleitungen, die das Wasser zum Kraftwerk führen. Auch haben wir einen Einblick in die Funktionsweise des Fischliftes erhalten, welcher am Ausgleichsbecken liegt. Zum Abschluss fuhren wir bergwärts zum Herzstück des RFW, die Schwarzenbachtalsperre (Abbildung 3). Sie bildet das Oberbecken des Pumpspeicherkraftwerks und ist eine gekrümmte Gewichtsstaumauer, welche somit den Druck des aufgestauten Wassers durch ihr eigenes Gewicht abträgt. Im Kontrollgang konnten wir neben der Pumpanlage auch mehr Informationen über die Sohlentwässerung und die Sohldruckgeber erfahren. Vielen Dank an Herrn Werner Schoch von der EnBW für die Führung.

Der erste Exkursionstag wurde mit einem gemütlichen gemeinsamen Abendessen abgerundet.

Abbildung 1 - Darstellung des geplanten Tiefbaus der gesamten Anlage.

Abbildung 2 - Sickerung der Tunnelfirste durch Bohrungen

Abbildung 3 - Gruppenfoto vor Gewichtsstaumauer

Am zweiten Tag der Exkursion stand die Besichtigung der Schleuse Iffezheim, welche durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Oberrhein unterhalten wird. Dort wurde uns zuerst die Bedeutung des Rheinausbaus und die damit verbundenen Konsequenzen für die Erosion des Flussbetts nahegebracht. Anschließend fuhren wir auf einer Hydroklappschute (Abbildung 4) mit, welche Geschiebe in das Flussbett hinzugibt. Nicht nur aufgrund des Schleusenbaus, sondern auch durch den generellen Eingriff in das natürliche Flussbett des Rheins, ist eine permanente Geschiebezugabe nach dem Schleusenbauwerk flußabwärts notwendig. Durch die Geschiebezunahme wird eine zu starke Erosion des Flussbetts und damit ein Absinken des Rheinpegels vermieden. Hierfür werden täglich mehrere Fahrten mit Geschiebezugabe notwendig, welche stets lokal von einem begleitenden Boot mittels Lasermessungen eingewiesen werden. Vielen Dank an Herrn Christian Sprissler vom Fachbereich Wasserstraßen des WSA Oberrhein für die Führung.

Anschließend ging es nahtlos weiter in die Kontrollzentrale der Schleuse und danach in eine der momentan entleerten Schleusenkammer (Abbildung 5 und 6). In der Kontrollzentrale wurde uns der Bauablauf des Schleusenbauwerkes gezeigt, dessen Bau 1977 beendet wurde. Die Schleusenkammer ist aufgrund eines Anprallunfall an das Senktor im Oberwasser seit November 2023 außer Betrieb. Die Schleusenkammern haben jeweils eine Breite von 24 m und eine Länge von 270 m 3. Mit einer Höhendifferenz von ca. 18 m zum Boden der Kammer konnten wir sowohl die Technik der Schleuse selbst als auch die der Schleusentore näher ansehen, was angesichts der umliegenden Wassermassen besonders beeindruckend war. Vielen Dank an Herrn Boris Hammerle, der Leitung des Außenbezirks der WSA Oberrhein, für die Führung.

Mehr Informationen zu der Schleuse Iffezheim finden Sie hier (opens in new tab) .

Abbildung 4 - Geschiebezugabe über Hydroklappschute

Abbildung 5 - Ansicht Schleusenkammern, links: leerstehende Kammer

Abbildung 6 – Auf dem Grund der Schleusenkammer

Nach einer Mittagspause und Stärkung ging es weiter zu unserem zweiten Ziel des Tages, die Tunnelbaustelle Raststatt der Deutschen Bahn AG. Ein Team aus Projektbeteiligten und Werkstudierenden begrüßten uns mit Kaffee und einem Einblick in das Projekt, bevor wir zum Südportal des Tunnel Rastatts fuhren. Angekommen auf der Baustelle konnte der Großteil der Gruppe zum ersten Mal eine Tunnelvortriebsmaschine in Realität sehen – oder zumindest das, was davon nach der Havarie 2017 noch übrig ist (Abbildung 7). Seit Mitte diesen Jahres wird die TVM aus der dafür hergestellten Baugrube geborgen, wobei u.a. Seilsägen und Meisel zum Einsatz kommen. Eine „Scheibe“ der TVM wurde an das Eisenbahnmuseum in Nürnberg gespendet. Von der Baugrube der Oströhre wurden wir in die Weströhre geführt. Hier ist der Rohbau bereits abgeschlossen, sodass wir bis zum ersten Querschlag den Einbau der festen Fahrbahn sehen und am Ende auch einen Blick in die sich weiterhin im Bau befindliche Oströhre erlangen konnten (Abbildung 8). Vielen Dank an Herrn Frank Roser und Kollegen der DB InfraGO AG für die Führung.

Zum Abschluss des abwechslungsreichen Tages haben wir gemeinsam ein leckeres Abendessen in Baden-Baden genossen und haben anschließend noch etwas die Stadt erkundet.

Abbildung 7.1 - Reste der einbetonierten TVM

Abbildung 7.2 - Reste der einbetonierten TVM

Abbildung 8 - Gruppenfoto in Oströhre des Raststatttunnels

Zum Abschluss der Exkursion bekamen wir am letzten Tag eine Führung in Kleingruppen über die Baustelle Enztalquerung A8 bei Pforzheim. Bei der Besichtigung konnten wir den Bau der Brückenwiderlager und des Lärmdeckels beobachten und einige interessante Fragestellungen diskutieren. So zum Beispiel die Erstellung von temporären Brückenwiderlagern und Umverlegung des Verkehrs, um den Abbruch der Bestandsbrücke zu ermöglichen. Im finalen Schritt wird die neue Brücke im Querverschub eingebracht werden und die Temporärlager inkl. notwendiger Umleitung der Enz wieder zurückgebaut und renaturiert. In diesem Bauabschnitt wurden während unserem Besuch Bohrpfählen hergestellt, sodass wir ein Großbohrgerät im Einsatz beobachten konnten (Abbildung 9). Nördlich davon wurde uns der leere Takt-Schalwagen des Lärmdeckels gezeigt (Abbildung 10), da gerade ein Takt beendet wurde. Nach dem Durchqueren des Lärmdeckels, besichtigten wir weiter nördlich, parallel zur Autobahn A8 verlaufend, den gesicherten Hangeinschnitt. Dieser hat eine Höhe von bis zu 24 m und wird mit einer verankerten Lisenenwand gesichert (Abbildung 11). Unser Dank gilt dem Oberbauleiter Herrn Fabian Koch und den Kollegen der Baustelle Enztalquerung der Firma Züblin Spezialtiefbau für die Führung.

Abbildung 9 - Großbohrgeräte zur Herstellung der Brückenwiderlager

Abbildung 10 – Schalwagen zur Herstellung der Lärmeinhausung

Abbildung 11 - Hangeinschnitt mit Sicherung durch Lisenenwand

Von hier aus ging es dann glücklich, voller Eindrücke, aber auch erschöpft zurück nach Darmstadt. Wir bedanken uns beim Institut für Geotechnik und dem Förderverein der Freunde des Institutes für Geotechnik der TU Darmstadt e.V., dass uns eine so spannende und abwechslungsreiche Exkursion mit super Verpflegung und Unterbringung ermöglicht wurde.

Ein ganz besonderer Dank gilt Julia-Isabelle Ruopp und Simon Siegel vom Institut für Geotechnik, welche die Exkursion großartig organisiert und geleitet haben.