Geotechnik Exkursion 2025
Exkursionsbericht: Felix Hesse

Mitte Mai 2025 machten sich 26 Studierende der TU Darmstadt auf Einladung des Instituts für Geotechnik auf den Weg nach Hamburg, um im Rahmen einer 4-tägigen Exkursion die Vielseitigkeit der Geotechnik anhand von Vorträgen und Baustellenbesuchen zu erleben.

Die Reise begann am Montagmorgen mit dem ICE in Richtung Hamburg. Vor Ort startete das Programm mit einem Vortrag der Hamburg Port Authority (HPA) zur Sanierung von Kaimauern. Zu Beginn erhielten wir eine kurze Einführung in die Geschichte des Hamburger Hafens und den historischen Aufbau der Kaimauern als Schwergewichtsmauern.

Am Beispiel des Hachmannkais im Rosshafen wurden die besonderen Herausforderungen bei der Erneuerung der Kaimauer erläutert. Darunter die fortschreitende Neigung der bestehenden Wand, die Anforderungen des Denkmalschutzes und die Erweiterung der Hafenanlage in Richtung des Wassers. Anschließend wurde der Bauprozess im Detail vorgestellt: das wasserseitige Einbringen von Verbaurohren und Verpressankern, das Setzen der neuen Spundwandelemente zwischen den Rohren, das Verfüllen bestehender Hohlräume sowie der Neubau des Mauerkopfs.

m Anschluss folgte eine Hafenrundfahrt, organisiert durch die HPA, bei der wir unter anderem den bereits sanierten Teil des Hachmannkais vom Wasser aus betrachten konnten. Ein besonderer Dank gilt Sabrina Schimming und Peter Marquardt, die uns mit ihrer fachkundigen Führung und der geduldigen Beantwortung zahlreicher Fragen durch die Tour leiteten.

Seiten Ansicht einer Schwergewichtsmauer auf Pfählen

Links im Bild der erneuerte Hachmann Kai. Reht eine bei vorheriger Restaurierung eingestürzter Teil

Gruppenfoto während der Hafenrundfahrt

Nach einer kurzen Pause wurden wir von Mitarbeitern des Unternehmens Naue in Empfang genommen und machten uns auf den Weg zur nächsten Station.

Hier wurden uns die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten von Geokunststoffen anhand von zwei Projektbeispielen im Hamburger Überseequartier präsentiert. Für die Gründung der Hongkongstraße wurden zunächst Pfähle gesetzt, um anschließend Bodenschichten und Geotextilien schichtweise aufzubauen. Im zweiten Beispiel – der neuen ICE-Strecke nach Hamburg – wurde die Trasse aus Hochwasserschutzgründen erhöht. Hier kamen Spundwände mit Ankern zum Einsatz, ergänzt durch Geotextilien. Im Anschluss an den Vortrag wurden die vorgestellten Projekte bei einem Spaziergang im Überseequartier begutachtet.

Unser Dank gilt Lars Vollmert und seinen Kollegen der Firma Naue für den informativen Vortrag und den angenehmen Rundgang im Überseequartier, der den Tag gelungen abrundete.

Einblicke in die Anwendung von Geotextilien beim Rundgang im Hamburger Überseequartier

Vortrag von Herr Lars Vollmert über Geokunststoffe

Abschlussfoto des Rundgangs im Überseequartier

Am zweiten Tag stand der Besuch der ElbX-Baustelle (Projektflyer (wird in neuem Tab geöffnet)) in der Nähe von Wewelsfleth auf dem Programm. In diesem Teilprojekt des SuedLink-Vorhabens des Netzbetreibers Tennet, welches eine Stromtrasse von Nord- nach Süddeutschland umsetzt, wird ein Tunnel unter der Elbe gebaut.

In einem einleitenden Vortrag wurde uns die Baustelle näher vorgestellt. Die Baugrube dient dabei sowohl als Startpunkt für den Tunnelvortrieb als auch als zukünftiger Keller des späteren Bauwerks. Geplant ist die Errichtung eines Verbindungsbauwerks, welcher den Höhenversatz zwischen den Tunnel- und Landkabeln überbrücken soll. Eine besondere Herausforderung stellt der begrenzte Platz in der Baugrube dar, der durch die horizontalen Aussteifungselemente zusätzlich eingeschränkt wird.

Während der anschließenden Baustellenführung besichtigten wir unter anderem die Bentonit-Aufbereitungsanlage sowie die Speichertanks für das Bentonit-Wasser-Gemisch, das für den Tunnelvortrieb benötigt wird. Anschließend begaben wir uns zur eigentlichen Baugrube, in der parallel zu den fortschreitenden Rohbauarbeiten kontinuierlich Tübbinge zur Versorgung der Tunnelbohrmaschine angeliefert werden.

Ein herzliches Dankeschön an Lars Bayer, Rik Gellermann und deren Kollegen der Arbeitsgemeinschaft aus PORR und Wayss & Freytag für die spannenden Vorträge und die engagierte Führung über das Baufeld.

Blick in die Baugrube bei Elb-X

Beispielaufbau des Tunnels

Überblick über die Baustelle

Am Nachmittag ging es weiter zum Hamburger Büro der Firma Ramboll. Dort erhielten wir interessante Einblicke in laufende und geplante Großprojekte im Bereich Offshore Windenergie, Unterwasser- und Spezialtiefbau.

Vorgestellt wurde unter anderem das Konzept von Absenktunneln und wie dieses bei Projekten im Fehmarnsund und in Luzern angewendet wird. Hierbei wurden uns die logistischen und technischen Herausforderungen des Einschwimmens der Bauteile sowie der Wasserdichtigkeit bei der Verbindung der einzelnen Elemente aufgezeigt. Außerdem erhielten wir einen Überblick über verschiedene Methoden zur Ertüchtigung der denkmalgeschützten Kaimauern in der Speicherstadt sowie über Gründungskonzepte von Offshore-Windparks im Meeresboden und deren Bemessung.

Nach den Vorträgen bot sich schließlich Raum für Austausch bei Speisen und Getränken – eine Gelegenheit, die viele von uns nutzten, um individuelle Fragen an die Planer zu richten.

Ein großer Dank geht an Carsten Meicht, Nataly Filipouskaya, Manuela Kanitz und Andres Cortez für den freundlichen Empfang und die Möglichkeit, das Unternehmen Ramboll näher kennenzulernen – ebenso an alle weiteren Mitarbeitenden, die sich im Anschluss die Zeit für uns genommen haben.

Während des Vortrags bei Ramboll
Während des Vortrags bei Ramboll

Der dritte Exkursionstag führte uns zur A7: Tunnel Altona Baustelle in Hamburg-Altona.

Dort wird die A7 von sechs auf acht Fahrstreifen verbreitert und es entsteht eine Autobahneinhausung als Schallschutzmaßnahme auf einer Länge von 2.230 Metern, welche die beiden Stadtteile Othmarschen und Bahrenfeld verbindet und künftig Platz für öffentliche Park- und Gartenanlagen bietet. Eine durchgehende Verkehrsführung während der Bauzeit sowie die Erhaltung von Zu- und Abfahrten erschwerten die Errichtung der Tunnelwände. Hinzu kamen Pfahlarbeiten mit Durchmessern von bis zu zwei Metern sowie erhöhten Genauigkeitsanforderungen, um eine Überschneidung der Bohrpfähle mit der Trasse einer zukünftigen S-Bahn, die teilweise unterirdisch geführt werden soll, zu vermeiden.

Ein besonderer Dank gilt Karina Fischer und ihrem Kollegen der DEGES, Bernd Hoffmann, (Baubevollmächtigter konstruktiv) und Herrn Frank Pantaenius (IGB Ingenieurbüro Geotechnik) für die ausführliche und anschauliche Führung entlang der Baustelle.

Aussicht auf den noch offenen Tunnel

Aussicht auf einen bereits beendeten Teil des Tunnels

Anschließend besuchten wir das Baufeld des Wohnquartiers Suurheid in Rissen am westlichen Rand von Hamburg Altona. Dort erhielten wir vom Landesamt für Geologie einen geologischen Überblick über die Entwicklung des Hamburger Untergrunds seit der letzten Eiszeit.

Nach dem Vortrag ging es auf das angrenzende Baufeld, wo wir neben vorher besprochenen geologischen Sachverhalten auch unterschiedliche, an die Baugrundverhältnisse angepasste Gründungskonzepte besichtigen konnten. Während in Bereichen mit tragfähigem Boden Flachgründungen möglich waren, kamen bei schlechteren Bedingungen Pfahlgründungen oder sogar vollständiger Bodenaustausch zum Einsatz. Besonders anschaulich war die Baugrube, in der sich deutlich die Wechsellagerung von Ton und Sand sowie organischen Torfschichten mit erkennbaren Pflanzenresten zeigte.

Unser Dank gilt Dr. Alf Grube vom Geologischen Landesamt für den informativen Vortrag sowie Thiemo Feldt und Herrn Siemann für die praxisnahe Führung über das Baufeld.

Torfablagerungen in der Baugrube

Geologischer Vortrag von Dr. Alf Grube

Am letzten Tag besichtigten wir zwei Baustellen der neuen U-Bahnlinie U5 , welche ganze Stadtteile auf einer Strecke von 25 Kilometern erstmals an das U-Bahn-Netz anbinden wird. Nach einem einführenden Vortrag zu den Haltestellen-Baustellen erhielten wir einen Einblick in den Spezialtiefbau. Schlitzwände mit bis zu 45 m Tiefe erfordern besondere Sorgfalt bei der Herstellung. Eine weitere Besonderheit waren die Schlitzwandarbeiten mit Polymer Stützflüssigkeit anstelle von Bentonit, was einen positiven Einfluss auf den Bauablauf hat, aber auch zusätzliche Überwachungs- und Vermessungsmaßnahme erfordert.

Auch die Planung und der Bau von Notausgängen stellten eine Herausforderung dar, da oft nur sehr wenig Platz zur Verfügung stand und in unmittelbarer Nähe zu Stromleitungen und Gebäuden Schlitzwände erstellt werden mussten. Jede Baustelle erforderte aufgrund der innerstädtischen Gegebenheiten individuelle Lösungen und einen engen Austausch mit den Anwohnern.

Bei der anschließenden Besichtigung konnten wir die erste Haltestellen-Baustelle und die zugehörige Baugrube einschließlich eines aktiven Schlitzwandgreifers besichtigen. Danach besuchten wir eine weitere Haltestellen-Baustelle, auf der gerade Primärstützen eingebaut wurden, um in einem späteren Bauzustand den Verkehr oberhalb der Baugrube auf einer Deckelkonstruktion zu ermöglichen.

Vielen Dank an Lars Wilker und Jörg Stochay von der Firma Züblin Spezialtiefbau für den informativen Vortrag sowie den interessanten Rundgang auf den Baustellen der neuen U-Bahn-Linie.

Anfang der Baugrube U5

Größenvergleich des Schlitzwandgreifers

Abschlussfoto auf der U5 Baustelle

Mit vielen neuen Eindrücken, Ideen und Erfahrungen im Gepäck traten wir am Nachmittag die Rückreise nach Darmstadt an. Einen herzlichen Dank an den Förderverein der Freunde des Instituts für Geotechnik an der Technischen Universität Darmstadt e.V., der mit seiner Unterstützung diese lehrreiche Exkursion möglich gemacht hat.